Rechtschreibung – der erste (schriftliche) Eindruck

Ein zweiter Teil mit Tücken der deutschen Sprache und deren Erklärung, die das Leben und den (Berufs-)Alltag hoffentlich ein wenig erleichtern.
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Verena Konradt
Mi, 13. Feb 2019

Rechtschreibung ist und bleibt ein Thema in der Gesellschaft. Eine Bewerbung, eine E-Mail, ein Brief – das sind schriftliche Eindrücke, die man hinterlässt. Ein Bewerber, der mit sehr guten Noten glänzt, alle Anforderungen erfüllt, aber im Anschreiben einen Fehler nach dem anderen macht – ist das dann wirklich ein Top-Kandidat? Wohl kaum! Daher kommen hier ein paar Stolperfallen, die man umgehen sollte.

Seit wann seid ihr schon da?

Obwohl die Bedeutungen der bei beiden Wörter „seid“ und „seit“ komplett unterschiedlich sind, findet man diesen Fehler schon bald täglich in Texten wieder.

Was benutzt man wann?
Seit: bezieht sich immer auf zeitliche Angaben
Beispiel:  „Seit ich den Text gelesen habe, kann ich mir den Unterschied viel besser merken.“

Seid: ist die gebeugte Form eines Verbes
Beispiel: „Seid ihr jetzt schlauer als vorher?“

Dass das „das und dass“ immer so viele Probleme machen muss…

Es ist so, dass „dass und das“ und früher in der alten Rechtschreibung auch noch „daß“ schon immer Probleme bereitet haben. Ob die Frage jemals geklärt wird, ob es sich um Flüchtigkeitsfehler handelt oder  tatsächlich Unverständnis  vorherrscht, bleibt unklar.

Und – an dieser Stelle bemerkt – obwohl mir klar ist, wie die Wörter zu benutzen sind, scheinen diese „s“ manchmal ein Eigenleben zu führen und so ist auch bei mir das ein oder andere das/s falsch.

Die beiden Worte haben nicht viel gemein außer den (fast) gleichen Buchstaben.

Wann „dass“ und wann „das“?

Das mit einem „s“:Lernen
„Das“ ist zum einen ein Artikel, wird also vor ein Substantiv gesetzt und zum anderen ein Pronomen.  Das Pronomen erkennt man,  wenn das „das“ hinter einem Komma steht und man es durch „jenes“, „welches“ oder „dieses“ ersetzen könnte.
Beispiel:
„In dem Haus, das hier an der Ecke steht, werden die besten Zimtschnecken verkauft.“
„Das Spiel, das wir gestern gespielt haben, hat viel Spaß gemacht.“

Dass mit zwei „s“:
Hierbei handelt es sich um eine Konjunktion und leitet einen Nebensatz ein. Es gilt im Umkehrschluss, wenn keines der oben genannten Wörter (jenes, dieses, welches) passt, so verwendet man „dass“
Beispiel:
„Ich denke, dass die Regel recht einfach zu merken ist.“
„Dass du wirklich so spät nach Hause kommst, hätte ich nicht erwartet.“

Das macht doch wirklich keinen Sinn! Oder doch?

Wer hätte das gedacht? Der Ausspruch, dass etwas „Sinn macht“ haben wir aus dem Englischen „makes sense“ übernommen. Im deutschen Sprachgebrauch wäre „Sinn ergeben“ richtig.

Davon ausgehend, dass auch ich fast ausschließlich „Das macht Sinn“ anstatt „Das ergibt Sinn“ verwende, fand ich den Gedanken interessant, inwiefern die deutsche Sprache unterwandert ist vom Englischen. Sind „Anglizismen“ immer zu erkennen oder nutzen wir Wörter, die wir als deutsch ansehen, obwohl sie eigentlich nur „eingedeutscht“ sind.

Das Ergebnis hat mich überrascht.

ABCWer hätte geahnt, dass  „hart arbeiten“ „nicht wirklich“ Sinn macht“?
Kurz: wortwörtlich aus dem Englischen übersetzt, hat es sich direkt in unser Gehirn eingebrannt.

Richtig wäre (abgesehen von der Sinnhaftigkeit des Satzes):
„Wer hätte geahnt, dass schwer arbeiten eigentlich keinen Sinn ergibt.“

Wie man auch zu „Eindeutschungen“ und vor allem „Anglizismen“ steht – drum herum kommt man nicht.
„Starten“, „tippen“, „trainieren“, „Manager“, „Internet“ oder „Partner“ …schon einmal benutzt?
Das sind nur ein paar Beispiele von „Anglizismen“, die sicherlich jedem noch so strikten  Verfechter der deutschen Sprache  über die Lippen kommen.

Der Apostroph und sein schweres Los

Der kleine Strich, der alles nur übersichtlicher gestalten soll, hat es mittlerweile zu zweifelhafter Ehre gebracht. „Deppenaposthroph“ ist der Name, den er aufgrund seiner inflationär falschen Verwendung erhalten hat.

Aber wann setzt man ihn richtig?

  1. Zu Setzen ist er normalerweise, wenn in einem Wort ein oder mehrere Buchstaben aus- oder weggelassen wurden.
  2. Bei Nutzung des Genitivs, wenn die Grundform des Wortes auf „s“,“ ss“,„ß“, „tz“, „z“, „x“, „ce“ lautet und dem Wort kein Artikel voraus geht.
  3. Zur besseren Lesbarkeit, wenn es sonst nicht eindeutig wäre.
  4. Vor der Endung  „–sch“.

Zur Verdeutlichung hier noch ein paar Beispiele:

  • „Ku’damm“, „M’gladbach“ etc:
    hier wurden mehrere Buchstaben weggelassen. Zur besseren Verständlichkeit ist es sinnvoll hier einen Apostroph zu setzen
  • „Andreas‘ Geschichte“, „Beatrice‘ Wahrnehmung“ etc.:
    hier endet die Grundform auf „s“ bzw. „ce“ und daher wird der Apostroph verwendet
  • „Andrea’s Geschichte“:
    Ohne den Apostroph wäre hier nicht eindeutig, ob es sich um Andrea oder Andreas handelt

Hingegen wird der Apostroph nie für den Plural verwendet. Mehrere Autos zum Beispiel sind“ PKWs“ nicht „PKW’s“, egal wie oft man es zu lesen bekommt!

Die vielfältigen Möglichkeiten sind es, die uns die Sprache so schwer machen – uns aber gleichzeitig so variieren lassen in unserem Ausdruck.  In einem ersten Teil habe ich bereits andere Aspekte beleuchtet, viel Spaß auch mit diesem.