Ich bin dann mal weg!

Abteilungsleiter Elias Wahidi geht für mindestens zwei Jahre zur Allianz Malaysia
Do, 21. Sep 2017

Seit Monaten gibt es bei Familie Wahidi nur noch ein Thema: ihr neues Leben in Malaysia. Die Aufregung ist bei allen groß. Schließlich zieht man nicht alle Tage mit Sack und Pack, Kind und Kegel fast 10.000 Kilometer ans andere Ende der Welt. Dabei entstand die Idee eher aus einem Nebensatz, als Wahidi im letzten Jahr Joe Gross, den CEO der Allianz Malaysia, auf einer Veranstaltung traf und spontan seine Unterstützung bei der Implementierung von Pro3 im asiatischen Markt anbot. „Ich habe ihm gesagt, er soll sich melden, wenn er einen Projektleiter braucht, der sich mit dem System und den damit verbundenen Chancen und Herausforderungen auskennt“, erinnert sich Wahidi. Das war im Juli 2016. Was nicht hundertprozentig ernst gemeint war, zog im September ein konkretes Angebot aus Kuala Lumpur nach sich. „Ich war völlig baff, als Joe Gross sich bei mir gemeldet und mir den Job angeboten hat. Dafür bin ich ihm sehr dankbar!“

Für Wahidi erfüllt sich mit dem Auslandsaufenthalt ein lang gehegter Traum. „Seit ich bei der Allianz bin, habe ich mir gewünscht, ins Ausland zu gehen“, sagt der 45-Jährige. „Ich liebe Veränderungen, weil sie das Leben bereichern.“ Deshalb hat er sich bewusst für das international agierende Unternehmen entschieden, als er 1999 in der IT bei der Allianz anfing. Und im Mai ist es für den gebürtigen Afghanen endlich so weit: Gemeinsam mit seiner Frau und seinen siebenjährigen Zwillingen zieht er nach Malaysia. Für mindestens zwei Jahre wird Wahidi dort als Projektleiter im Bereich Leben möglichst viele Erfahrungen aus dem Vertriebssystems Pro3 umsetzen. Die neue Aufgabe passt perfekt. Schließlich hat er Pro3 und den ganzheitlichen Beratungsprozess seit 2012 für die Allianz Deutschland maßgeblich mitentwickelt und geprägt. „Ich gebe meine Erfahrungen gerne weiter“, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Und hoffentlich kann ich die asiatischen Kollegen vor dem ein oder anderen Fehler bewahren.“ Auch die Aus- und Weiterbildung sowie Rekrutierung gehören zu seinen Aufgaben in dem asiatischen Land.

Elias Wahidi

Ein Münchner Vertriebler für Asien

Vor einigen Monaten war Wahidi bereits vor Ort, um seine künftigen Kollegen kennenzulernen – und der Aufenthalt hat bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Die Mitarbeiter haben mich toll aufgenommen. Ich fühle mich schon jetzt integriert.“ Gastfreundschaft schreiben die Asiaten eben groß. Genauso wie flache Hierarchien: Da zeigt der angehende Vertriebschef auch mal persönlich dem Neuen die Gegend. 

Was Führung betrifft, hat Wahidi bei der Allianz Malaysia auch noch einen anderen Unterschied zu Deutschland festgestellt: In Asien sitzen die Chefs in einem Großraumbüro mit ihren Mitarbeitern. Wahidi selbst wird in Asien kein Team mehr haben. Als Projektleiter ist er dann dafür verantwortlich, den Kollegen in Asien den Ansatz einer ganzheitlichen Beratung beizubringen. „Wir können die deutschen Konzepte nicht einfach eins zu eins auf die malaiische Gesellschaft übertragen. Als Projektleiter ist es meine Aufgabe, diese Konzepte nicht nur vorzugeben, sondern auch für deren tatsächlichen Umsetzung Verantwortung zu übernehmen. Dafür müssen wir sie an die dortigen Gegebenheiten anpassen. Das erfordert um- und neu zu denken, aber auch andere Führungsprozesse zu schaffen.“ Denn die Allianzer in Malaysia arbeiten anders. Einzelbüros gibt es nicht. Auch Notebooks werden kaum gebraucht. „Sie beantworten E-Mails mit dem Smartphone und schauen sich damit auch ganze Präsentationen an“, erzählt Elias Wahidi. „Es ist unglaublich, was sie alles mit dem Handy erledigen.“

Jeden Mittwoch ist zudem Brand Day. Alle Mitarbeiter tragen T-Shirts oder Hemden mit dem Allianz Adler - vom obersten Chef bis zur Hilfskraft. Eine völlig neue Welt für den Vertriebler aus Deutschland, der in Unterföhring fast täglich Anzug und Krawatte getragen hat. „Die Zeiten sind dort wohl vorbei“, lacht er. Bei konstant 30 Grad kleidet man sich in Malaysia am Arbeitsplatz leger. „Das alles macht es für mich sehr spannend, dort zu arbeiten.“

Organisation ist bei einem Auslandsaufenthalt alles

Im Moment ist Malaysia für Elias Wahidi noch weit weg. Momentan ist sein Organisationstalent erst mal in Deutschland gefragt. Mit „Ich bin dann mal weg!“ ist es bei einem Auslandsaufenthalt nicht getan. Nach der Arbeit muss er sich um den Umzug und die Formalitäten für das Leben in Asien kümmern. Wer kauft das Auto in Deutschland? Welche Schule sollen die beiden siebenjährigen Zwillinge besuchen – eine internationale oder eine deutsche? Welche Möbel werden verkauft, welche Einrichtungsgegenstände werden im Container nach Malaysia verschifft?

Für Elias Wahidi war es entscheidend, dass seine gesamte Familie mit nach Malaysia kommt. Als das Angebot im vergangenen Jahr kam, haben sie gemeinsam ein paar Tage überlegt und dann zugesagt. Seine Frau gibt dafür sogar ihren Job auf. „Ich bin ihr sehr dankbar dafür und freue mich sehr, dass wir als Familie dieses Abenteuer gemeinsam erleben“, sagt er.

Das Schlimmste wäre, es nicht zu probieren

Und was sagen die Kollegen in Deutschland zu Wahidis Entschluss? Einige finden es mutig, mit der ganzen Familie ins Ausland zu gehen. Doch der 45-Jährige ist überzeugt: „Veränderung ist nichts Schlimmes. Wir sollten uns öfter mal einfach darauf einlassen.“ Wie lange er in Malaysia bleiben wird, ist noch nicht klar. Derzeit sind zwei Jahre geplant. Wenn die Umsetzung des neuen Vertriebssystems ein Erfolg wird und sich alle dort wohlfühlen, könnten es auch mehr als 24 Monate werden. „Für mich wäre das Allerschlimmste, wenn ich in ein paar Jahren sagen würde, dass ich es nicht gemacht habe. Das würde mich mehr ärgern, als wenn ich zwischendrin merke, dass es nicht funktioniert.“

Autor: Vanessa Glaser